Zwei Umwege nach Japan
Seit über drei Jahren müssen Flüge von Europa nach Japan einen grossen Umweg nehmen. Dabei haben sich zwei Hauptrouten etabliert.

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Bis zur russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 flogen alle europäischen und japanischen Airlines auf dem Weg nach Japan über Russland (siehe rote gestrichelte Linie oben). Dies war die direkteste Route zum Inselstaat. Dank der günstigen geografischen Lage nutzte Finnair seinen Heimflughafen Helsinki sogar als Drehscheibe für Flüge nach Ostasien. Seit über drei Jahren ist diese sibirische Route keine Option mehr. Die unsichere geopolitische Lage wird daran auch in den kommenden Jahren nichts ändern.
Zwei Alternativen haben sich seither etabliert: die südliche und die nördliche Umgehungsroute.
Die Südroute

Die südliche Route ist für Japanreisende aus Europa in der Regel die Strecke für den Hinflug. Sie führt über die Türkei, Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan, Usbekistan, China und Südkorea und wird unter anderem von Lufthansa, Swiss, JAL und ANA genutzt. Dank des von Westen nach Osten wehenden Jetstreams ist dies die schnellste Route von Europa nach Japan. Die Flugzeit auf der Südroute beträgt 12 bis 13 Stunden. Zum Vergleich: Früher dauerte derselbe Flug nur 10 bis 11 Stunden.
Die Nordroute
Für Japanreisende aus Europa ist die nördliche Route in der Regel der Rückweg. Sie führt über Alaska, den hohen Norden Kanadas, Grönland und Island. Auch hierbei wird der Jetstream genutzt. Ein solcher Flug dauert in der Regel 13 bis 14 Stunden.
Somit fliegen viele bei einer Japanreise einmal um die Welt (siehe Bild oben). Es kann jedoch vorkommen, dass die Airlines auch mal in die umgekehrte Richtung fliegen, was noch mehr Zeit in Anspruch nimmt. So habe ich selbst schon erlebt, dass die Swiss auf der Strecke Tokio–Zürich die Südroute nahm.
Die Folgen
Die zusätzliche Flugzeit bleibt nicht ohne Folgen. Der zusätzliche Kerosinverbrauch und die gestiegene Nachfrage haben zu einem Preisanstieg von rund 30 Prozent geführt.
Gleichzeitig ist die Südroute nicht risikofrei. Kasachstan unterhält enge Beziehungen zu Russland, wenngleich sich das Land seit dem Krieg politisch von Moskau distanziert hat. Zudem ist der enge Korridor, der zwischen Russland und dem Iran hindurchführt, chronisch überlastet. Die politischen Auseinandersetzungen zwischen Armenien und Aserbaidschan tragen ebenso wenig zur Stabilität dieser Route bei.
Die längere Nordroute hat den Vorteil, dass sie nicht über geopolitisch heiklen Luftraum fliegen muss. Das war auch der Grund, weshalb die europäischen Fluggesellschaften während des Kalten Krieges diese Strecke bevorzugten. Zudem können moderne Langstreckenflugzeuge auf den einstigen Tankstopp in Anchorage verzichten.
Der ganz grosse Umweg
Zuletzt besteht noch die Möglichkeit, den grossen Umweg über Hubs wie Dubai oder Singapur zu fliegen. Diese Verbindungen nehmen jedoch deutlich mehr Reisezeit in Anspruch.