Ein Hotel für die Renaissance eines Badeortes

Wie ein innovatives Hotelprojekt einen heruntergekommenen Kurort aus dem Dornröschenschlaf weckt.

Ein Hotel für die Renaissance eines Badeortes
Eine Buchhandlung im ehemaligen Bad des Hotels Matsumoto Jujo. Asienspiegel
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Asama-Onsen vor den Toren der Stadt Matsumoto in der alpinen Region der Präfektur Nagano blickt auf eine lange Geschichte zurück. Seine erste Blütezeit erlebte der mit heissen Quellen gesegnete Ort in der Edo-Zeit (1603-1868), als der herrschende Ishikawa-Clan, der auch für den Bau der berühmten Burg von Matsumoto verantwortlich war, hier einen Palast mit mehreren Onsen-Bädern errichten liess. Asama wurde zum Erholungsort für die Fürstenfamilie und die hochrangigen Samurai der Provinz. Bereits 1849 wurde Asama-Onsen in einem Reiseführer als beliebte heisse Quelle mit vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften erwähnt.

Zweite Blütezeit in der Meiji-Zeit

Nostalgisch: In Asama-Onsen.
Nostalgisch: In Asama-Onsen. Asienspiegel

Während der Meiji-Periode (1868-1912) erlebte Asama Onsen eine zweite Blütezeit. Die florierende Seidenraupenzucht zog Händler aus ganz Japan an. Die Zuchtbetriebe, die zuvor nur in der Nebensaison Gäste beherbergt hatten, stellten zunehmend auf Ganzjahresbetrieb um. So entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr luxuriöse Ryokan-Gasthäuser, die sich gegenseitig zu übertrumpfen versuchten. Asama-Onsen etablierte sich endgültig als überregional bekannter Kurort. Eine Strassenbahnverbindung vom Bahnhof Matsumoto nach Asama-Onsen brachte dem Ort einen zusätzlichen Aufschwung.

Niedergang und Hoffnung

Das Matsumoto Jujo von aussen.
Das Matsumoto Jujo von aussen. Asienspiegel

Doch diese goldenen Zeiten sind längst vorbei. In den letzten dreissig Jahren erlebte Asama-Onsen einen langsamen Niedergang. Immer mehr Ryokan und Geschäfte mussten schliessen, die Strassenbahn wurde eingestellt. Der einst mondäne Badeort geriet in Vergessenheit. Dass diese Entwicklung umkehrbar ist, daran glaubte der Hotelbetreiber Jiyūjin Hotels. Mit dem Matsumoto Jujo hauchte er dem Badeort neues Leben ein.

Café, Bar und Check-in des Matsumoto Jujo.
Café, Bar und Check-in des Matsumoto Jujo. Asienspiegel

Dahinter verbirgt sich nicht nur ein Hotel, sondern ein innovatives Revitalisierungsprojekt. Dafür übernahm das Unternehmen das in die Jahre gekommene Ryokan Koyanagi, ein traditionsreiches Gasthaus aus dem Jahr 1686, und verpasste ihm einen komplett neuen Anstrich. Das 2020 eröffnete Matsumoto Jujo besteht heute aus den beiden Hotels Matsumoto Honbako und Koyanagi, einer Buchhandlung, einer Bäckerei, einer Boutique, einem Restaurant und einer Apfelweinbrauerei sowie zwei Cafés ausserhalb des Hotelkomplexes.

Buchhandlung als Herzstück

Eine Buchhandlung im ehemaligen Bad des Hotels Matsumoto Jujo.
Eine Buchhandlung im ehemaligen Bad des Hotels Matsumoto Jujo. Asienspiegel

Die Zimmer, ich habe im Honbako übernachtet, sind geräumig und stilvoll eingerichtet. Der Sichtbeton verleiht dem Raum ein urbanes Flair. Jedes Zimmer verfügt über ein Aussenbad. Herzstück des Hotels ist eine beeindruckende Buchhandlung, die sich über Erdgeschoss und Keller erstreckt – genau dort, wo sich einst das Badehaus des alten Ryokan befand. Hier können die Gäste nach Herzenslust schmökern. Gemütliche Nischen laden zum Verweilen ein. Der Ort ist 24 Stunden geöffnet.

Eine Lesenische in der Buchhandlung.
Eine Lesenische in der Buchhandlung. Asienspiegel

Auch Gäste, die nicht im Hotel übernachten, können das stille Bücherparadies gegen eine kleine Gebühr betreten. Die Restaurants in beiden Hotels überzeugen durch eine moderne Küche, die mit regionalen Zutaten und Weinen aus Nagano kreative Gerichte zaubert. Eine Bäckerei mit Boutique rundet das Angebot ab.

Über die eigenen Mauern hinaus

Ein weiteres Café von Matsumoto Jujo im Dorf.
Ein weiteres Café von Matsumoto Jujo im Dorf. Asienspiegel

Um die Revitalisierung voranzutreiben, hat Matsumoto Jujo bewusst die eigenen Mauern verlassen und zwei Cafés im Ort eröffnet. Der Check-in selbst findet im Café Okyaki statt, das in einem renovierten Machiya-Stadthaus untergebracht ist. Auf diese Weise werden die Gäste eingeladen, durch die Strassen von Asama zu schlendern und den Kurort neu zu entdecken. Mit diesem modernen Angebot sollen auch Tagesbesucher angelockt werden.

Die Corona-Krise bereitete dem ehrgeizigen Projekt einen schweren Start. Doch der Tourismusboom (zum Artikel), neue Restaurants im Dorf und das KAI Matsumoto, ein ebenfalls modern renoviertes Ryokan des Betreibers der Hoshinoya-Kette (zum Artikel), sind weitere Indizien dafür, dass das Experiment der Wiederbelebung funktionieren und zur Blaupause für angeschlagene Badeorte werden könnte. Asama-Onsen steht an der Schwelle zu einer neuen, vielversprechenden Ära.

Das Zimmer im Honbako des Matsumoto Jujo.
Das Zimmer im Honbako des Matsumoto Jujo. Asienspiegel
Ein Schlafbereich im Zimmer.
Ein Schlafbereich im Zimmer. Asienspiegel
Das Aussenbad im Zimmer.
Das Aussenbad im Zimmer. Asienspiegel
Das Restaurant im Matsumoto Jujo.
Das Restaurant im Matsumoto Jujo. Asienspiegel
Aus dem Badebereich eine Buchhandlung: Im Matsumoto Jujo in Asama-Onsen.
Aus dem Badebereich eine Buchhandlung: Im Matsumoto Jujo in Asama-Onsen. Asienspiegel
In der Buchhandlung im Matsumoto Jujo.
In der Buchhandlung im Matsumoto Jujo. Asienspiegel
Das Restaurant im Matsumoto Honbako.
Das Restaurant im Matsumoto Honbako. Asienspiegel
In der Bäckerei.
In der Bäckerei. Asienspiegel
Die Bäckerei des Matsumoto Jujo.
Die Bäckerei des Matsumoto Jujo. Asienspiegel
Das Badehaus des Hotels.
Das Badehaus des Hotels. Asienspiegel
Dieses Bad stellt allen Gästen offen.
Dieses Bad stellt allen Gästen offen. Asienspiegel
Asama-Onsen an einem Wintertag.
Asama-Onsen an einem Wintertag. Asienspiegel
Ein Badehaus in Asama-Onsen.
Ein Badehaus in Asama-Onsen. Asienspiegel
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