Die Verbindung der vier Hauptinseln Japans
Zwei gigantische Ingenieursleistungen veränderten 1988 den Verkehr in Japan.
Am 13. März 1988 wurde der Seikan-Eisenbahntunnel eröffnet, der Honshu mit der Nordinsel Hokkaido verbindet. Damals stellte das Bauwerk gleich zwei neue Weltrekorde auf. Mit einer Länge von 53,85 Kilometern war er - bis zum Bau des Gotthard-Basistunnels 2016 - der längste Tunnel der Welt. Und nicht nur das. Gleichzeitig war der Seikan-Tunnel - bis zum Bau des Eurotunnels 1994 - auch der längste Unterwassertunnel. Eine Strecke von 23,3 Kilometern führt unter dem Meer hindurch.
Von den ersten Probebohrungen bis zur Fertigstellung vergingen 24 Jahre, 34 Bauarbeiter starben, 700 wurden verletzt. Das gesamte Projekt kostete 690 Milliarden Yen. Mit dem Nachtzug Hokutosei und später mit dem luxuriöseren Cassiopeia konnte man nun ohne Umsteigen in 17 Stunden von Tokio nach Sapporo reisen (zum Artikel).
Der Seikan-Tunnel wurde jedoch hauptsächlich für Güterzüge und lokale Personenzüge genutzt. Dies änderte sich erst mit der Einführung des Hokkaido-Shinkansen, der seit 2016 täglich durch den Seikan-Tunnel fährt. Die Fahrt von Tokio nach Hakodate an der Südspitze Hokkaidos dauert nun knapp vier Stunden. Bis 2030 wird die Strecke bis Sapporo verlängert (zum Artikel).
Shikoku: Der Brückenkomplex
Ein ähnlich spektakuläres Projekt wurde im selben Jahr auf der kleineren Hauptinsel Shikoku realisiert. Nur einen Monat nach dem Seikan-Tunnel wurde am 10. April 1988 die Seto-Ōhashi-Brücke eröffnet (siehe Bild ganz oben). Sie ist ein 13,1 Kilometer langer doppelstöckiger Komplex aus Brücken und Hochstrassen, der Honshu mit Shikoku verbindet. Früher dauerte die Überfahrt mit der Fähre eine Stunde. Mit der Seto-Ōhashi-Brücke, die sowohl für den Auto- als auch für den Bahnverkehr gebaut wurde, verkürzte sich die Fahrzeit auf 15 Minuten.
Die Bauzeit betrug zehn Jahre. Weitere durchgehende Verbindungen zwischen Honshu und Shikoku sind heute die 1998 fertiggestellte Kobe-Awaji-Naruto-Autobahn und die 1999 eröffnete Nishiseto-Autobahn (Shimanamikaido) (zum Artikel), die beide ebenfalls über mehrere Brücken führen.
Verbindungen nach Kyushu
Die südliche Hauptinsel Kyushu ist aufgrund ihrer geografischen Nähe schon etwas länger verkehrstechnisch mit der grössten Hauptinsel Honshu verbunden. Bereits im November 1942 wurde der Kanmon-Eisenbahntunnel eröffnet. Er besteht aus zwei Tunneln, die die Kanmon-Meerenge auf einer Länge von 3,6 Kilometern unterqueren. 1958 folgte ein Auto- und Fussgängertunnel, 1973 die Kanmon-Brücke und 1975 ein weiterer Unterwassertunnel für den Sanyō-Shinkansen.