Achtung, Bär! Wichtige Verhaltensregeln in Japan

Japan erlebt eine Rekordzahl an Zwischenfällen mit Bären. Bei Wanderausflügen gibt es einige wichtige Regeln zu beachten.

Achtung, Bär! Wichtige Verhaltensregeln in Japan
Ein Warnhinweis in der Präfektur Nagano. K.Kara / PIXTA

Kurz zusammengefasst

  • 2025 gab es in Japan eine Rekordzahl an Bärenangriffen mit bislang 108 Verletzten und sieben Toten.
  • Die Sommerhitze führt zu einem Mangel an Waldfrüchten, wodurch Bären vor dem Winterschlaf alternative Nahrungsquellen in Dörfern und Städten suchen.
  • Wanderer sollten Bärenglöckchen tragen und laut sprechen. Bei einer Begegnung ruhig bleiben, sich langsam zurückziehen ohne dem Bär den Rücken zuzuwenden.

Japan beheimatet zwei Bärenarten: den kleineren Asiatischen Schwarzbären (auch Kragenbär genannt) in den Bergen der Hauptinsel Honshu und den viel grösseren Braunbären auf der Nordinsel Hokkaido. Ungewollte Begegnungen waren schon immer ein Problem. Doch 2025 erlebt der Inselstaat eine Häufung von Angriffen. Seit April kam es zu 99 Zwischenfällen mit 108 Verletzten. Sieben Menschen starben, ein Rekord. Betroffen sind hauptsächlich die Regionen der japanischen Alpen (zum Artikel), die ländlichen Gebiete des Nordostens und die Nordinsel Hokkaido. Viele Wandergebiete führen auf ihren Websites Statistiken über die täglichen Bärensichtungen.

Die Gründe

Der Asiatische Schwarzbär lebt auf der grössten Hauptinsel Honshu. Kouichi / PIXTA

Die Gründe für die Häufung: Die Hitze dieses Sommers hat zu einem Mangel an Waldfrüchten geführt. Die Bären müssen vor dem Winterschlaf alternative Futterquellen suchen, um genug Fett anzusetzen. Das treibt sie in Gärten, zu offenen Mülltonnen und auf landwirtschaftliche Flächen in Dörfern. Manchmal erreichen sie sogar Städte. Haben die Tiere einmal eine Nahrungsquelle entdeckt, werden sie zu «Wiederholungstätern». Selbst Touristenorte bleiben nicht verschont. Im Oktober 2025 attackierte ein junger Bär im berühmten Dorf Shirakawago (zum Artikel) einen spanischen Touristen.

Auf der Nordinsel Hokkaido ist der viel grössere Braunbär zuhause. m-tokuda / PIXTA

Die Entvölkerung ländlicher Gegenden hat die Situation verschärft. In vielen Bergregionen fehlt es im Vergleich zu früher an Menschen, die wie früher mit Präsenz und Lärm die Bären vertreiben. Hinzu kommt: Japans Behörden beschäftigen landesweit nur noch 57 Beamte mit einem Fachwissen über Bären. 1990 wurde die Frühjahrsjagd abgeschafft, nachdem einige Populationen fast ausgerottet waren. Die Folge: Die Bärenpopulation hat sich stark erholt. Die Tiere haben ihre Scheu vor Menschen verloren. Die Kombination aus einer wachsenden Population und weniger menschlicher Präsenz schafft ideale Bedingungen für ungewollte Begegnungen zwischen Mensch und Bär.

Verhaltensregeln für Wanderer

Bärenglöckchen: Auf einer Wanderung in Japan ein Muss. stripe / PIXTA

Wanderer sollten sich daher gut vorbereiten. Empfohlen wird ein Glöckchen am Rucksack, am Gürtel oder an der Jacke zu tragen. Der ständige Klingelton signalisiert den Bären, dass jemand in der Nähe ist. Im Idealfall ziehen sich die Tiere zurück. Auch laute Gespräche halten sie auf Distanz. Die Glöckchen sind in den lokalen Geschäften in den Wandergebieten erhältlich.

Zudem sollten mitgebrachte Lebensmittel gut verschlossen im Rucksack verstaut werden, damit der Geruch keine hungrigen Bären anlockt. Von Aktivitäten in Waldgebieten in den Abend- und Nachtstunden wird generell abgeraten. Wer Bärenspuren beobachtet, sollte sich zurückziehen. Ab September sind sie besonders aktiv und fressen grössere Mengen für den Winterschlaf.

Grosse Bärenglocken sind in Wandergebieten Japans weit verbreitet. Jo Panuwat D / PIXTA

Kommt es dennoch zu einer Begegnung, sollte man ruhig bleiben, damit das Tier nicht in Panik gerät. Empfohlen wird, sich langsam zurückzuziehen, ohne dem Tier den Rücken zuzuwenden. Es hilft, das Gepäck liegenzulassen, um den Bären abzulenken.

Bärenspray als letztes Mittel

Eine weitere Methode ist der Bärenspray. Er kommt zum Einsatz, wenn sich ein Bär gefährlich nähert. Der versprühte Geruch soll das Tier zur Flucht verleiten. Die Nachfrage ist jedoch so gross, dass die Sprays in Japan ausverkauft sind. Stattdessen boomt nun das Verleihgeschäft.